Fenrir – Der unvermeidbare Wolf des Schicksals
Fenrir ist eines der furchteinflößendsten Wesen der nordischen Mythologie. Als Sohn des Gottes Loki und der Riesin Angrboda trägt er von Geburt an eine ungeheure Macht in sich. Die Götter erkannten früh, dass Fenrir nicht nur ein außergewöhnlicher Wolf war, sondern eine enorme Bedrohung werden könnte. Doch aus Angst und Unsicherheit über die Prophezeiungen trafen sie Entscheidungen, die letztlich genau das Schicksal heraufbeschworen, das sie verhindern wollten.
Fenrir wuchs in Asgard auf, und nur Tyr, der mutige Gott des Rechts, wagte es, sich ihm zu nähern und ihn zu füttern. Fenrir vertraute keinem anderen. Dieses Vertrauen spielt später eine zentrale Rolle: Als die Götter den wachsenden Wolf nicht mehr kontrollieren konnten, beschlossen sie, ihn zu fesseln. Zweimal versuchte Fenrir sich an schweren Ketten – und brach sie mühelos. Schließlich ließen die Zwerge eine magische Fessel namens Gleipnir schmieden, dünn wie ein Seidenband, aber stärker als alle Ketten der Welt.
Fenrir ahnte Täuschung. Er willigte nur ein, sich binden zu lassen, wenn einer der Götter seine Hand in sein Maul legte. Tyr trat vor. Als Fenrir erkannte, dass er betrogen worden war, biss er Tyr die Hand ab. Die Götter banden ihn, doch sein Zorn war unauslöschlich.
Nach der Prophezeiung soll Fenrir sich während Ragnarök befreien und eine entscheidende Rolle im Untergang der Götter spielen. Er wird Odin selbst verschlingen – eine Tat, die seine Rolle als Verkörperung des unausweichlichen Schicksals bestätigt. Doch auch Fenrir findet ein Ende: Odins Sohn Vidar tötet ihn, um seinen Vater zu rächen.
Fenrir ist mehr als ein Monster. Er symbolisiert Macht, Zorn, Verrat und die Konsequenzen von Entscheidungen, die aus Angst getroffen werden. Sein Mythos zeigt, wie eng die Themen Freiheit, Schicksal und Gerechtigkeit miteinander verwoben sind – und dass selbst die Götter den Lauf des Schicksals nicht aufhalten können.
